Lost Highway   

USA 1997 r: David Lynch


Diesem Film hat es David Lynch zu verdanken, daß er mittlerweile in einem Atemzug mit Leuten wie Quentin Tarantino genannt wird und sein Name in aller Munde ist; galten doch seine früheren Filme, wie zB "Blue Velvet" und "Wild At Heart", bisher noch als Geheimtips.

"Lost Highway" bleibt dem Prinzip treu, gegen alle Regeln der Logik und des linearen Zeitablaufs zu verstoßen: Personen und Schauplätze, zunächst detailliert eingeführt, wechseln urplötzlich ihre Bedeutung, ihre Identität, die Zeitebene, den Ort oder tauchen gar an zwei Schauplätzen gleichzeitig auf. Lynch spielt mit dem Zuschauer und widersetzt sich allen Versuchen, die komplexe Struktur zu analysieren, denn jeder Erklärungsversuch scheitert an Details, die wiederum nicht ins Puzzle passen wollen.

Und noch ein Steckenpferd von David Lynch wird in "Lost Highway" weiter gefüttert, die detaillierte Darstellung scheinbar sinnlos brutaler Gewalt. In "Wild At Heart" wird einer der Akteure erschossen, sinkt in die Knie und pustet sich mit seiner eigenen Pumpgun buchstäblich den Kopf weg; in "Lost Highway" schlägt ein Mann nach einem Kampf zB mit seiner Stirn in die Ecke eines Glastisches und bleibt dort liegen, die Spitze zentimeterweit im Schädel. Nichts für schwache Nerven.

Für zarte Gemüter ist dieser Film sowieso nicht uneingeschränkt zu empfehlen... Obwohl der zweite Teil nicht so spannungsgeladen daherschleicht wie der erste, mehr nach Psychothriller-Art gemachte, wird sich mancher doch hinter einigen seiner Finger zu verstecken versuchen.

"Lost Highway" hat mittlerweile wohl längst Kultstatus erreicht, unumstritten ist er sicherlich genausowenig wie alle anderen, die diese Auszeichnung tragen. So gehen die Meinungen weit auseinander, von "absolut brillant" bis "unerträglicher Schwachsinn"; empfehlenswert ist er auf jeden Fall, vor allem für alle Freunde des unkonventionellen Kinos.

© jörg stanzick 1997