bandits   

BRD 1997
r: Katja von Garnier d: Jasmin Tabatabai, Jutta Hoffmann, Katja Riemann, Nicolette Krebitz, Peter Sassmann, Werner Schreyer

Man könnte meinen, nach der neuen deutschen Komödien-Welle käme jetzt die Roadmovie-Welle - zuerst "Knockinī On Heavenīs Door" und jetzt "bandits". Beide handeln von Frust, Ausweglosigkeit, Flucht und neuer Hoffnung. Obwohl die Handlung viele Parallelen aufweist, ist "bandits" jedoch alles andere als eine neue Version.
Im Gefängnis lernen sich vier Frauen kennen, die im Prinzip nur eine Gemeinsamkeit haben: sie machen Musik. Vier vollkommen unterschiedliche Charaktere mit vier verschiedenen Geschichten: die naive Serien-Heiratsschwindlerin (Nicolette Krebitz), die träumerische Arsen-Mörderin (Jutta Hoffmann), die aggressiv cholerische Räuberin (Jasmin Tabatabai) und die philosophisch kühle Mörderin (Katja Riemann).

Ihre eher ungewollte Flucht löst eine Verfolgungsjagd aus, die sich ab da über den gesamten Film erstreckt. Ein Yuppie-Kommissar, seine zwei Assistenten mit Handies, mehrere Überfälle, ein paar Auftritte, eine Geiselnahme, ein kurze Vertragsverhandlung mit einem Produzenten (Peter Sassmann), zwei gut gemachte Sexszenen, Reibereien zwischen den Flüchtlingen und der Kontakt zur Bevölkerung sorgen jedenfalls für ausreichend Handlung.

Das Ende erinnert stark an Thelma und Louise - aber auch sonst enthält "bandits" viele Anspielungen auf andere Filme oder gar die Werbung - wenn zB BOSS-Model Werner Schreyer seine Schuldigkeit als Geisel und Liebhaber getan hat...
Ein wenig deplaziert wirkt allerdings die typisch amerikanische Massen-Street-Dance-Szene mittendrin; überhaupt, wenn nicht die etwas slapstickhaft angelegte Rolle der Polizei und die übertriebene Naivität von Angel immer wieder an die deutsche Filmkomödie erinnern würden, könnte "bandits" genausogut als Hollywoodstreifen durchgehen - natürlich als positives Beispiel des amerikanischen Films, ohne Pathos, Krawumm und zuviel Glamour.

Katja von Garnier wird wohl ihren Weg machen, und Nicolette Krebitz sich vor Angeboten aller Art kaum noch retten können. Wenn nicht, sollte das doch sehr zu denken geben.


© jörg stanzick 1997